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„Modularer Raumzellenbau ist effizienter, schneller und nachhaltiger“

Neben der Digitalisierung schaffen innovative Baumethoden wie der modulare Raumzellenbau große Zukunftschancen für die Bau- und Immobilienwirtschaft. Neumayer Projektmanagement ist der österreichische Pionier für modularen Raumzellenbau. Im Interview stellen NPM-Projektleiterin Yvonne Szymusik, NPM-Projektleiter Adrian Altenstrasser und NPM-Bautechnikspezialist Samuel Domuta die revolutionäre Baumethode vor.

„Modularer Raumzellenbau kombiniert scheinbare Widersprüche – einen sehr hohen Grad an standardisierten, planbaren Prozessen mit einem gleichzeitigen Höchstmaß an individueller Gestaltungsfreiheit.“

1. Welchen Prinzipien folgt modularer Raumzellenbau?

Yonne Szymusik: Modularer Raumzellenbau kombiniert scheinbare Widersprüche – einen sehr hohen Grad an standardisierten, planbaren Prozessen mit einem gleichzeitigen Höchstmaß an individueller Gestaltungsfreiheit. So kann im modularen Raumzellenbau jede einzelne Einheit ganz auf die jeweiligen Bedürfnisse der künftigen Nutzerinnen und Nutzer zugeschnitten werden. Und das mit einem Vorfertigungsgrad, wie ihn keine andere Baumethode bietet. Der modulare Raumzellenbau ist effizienter, schneller und auch nachhaltiger.

Adrian Altenstrasser: Beim modularen Raumzellenbau werden Module nahezu schlüsselfertig ab Werk geliefert. Auf der Baustelle finden lediglich die Montage um Abschlussarbeiten statt. Bei einer aus zwei Modulen bestehenden Wohnung sprechen wir hier im Innenausbau von einem Aufwand von rund 15 % im Vergleich zum konventionellen Bau. Dadurch können im modularen Raumzellenbau errichtete Objekte ab Planungsstart innerhalb von 8 bis 10 Monaten realisiert werden. Im konventionellen Bau sind hierfür zwei bis drei Jahre die Regel.

Samuel Domuta: Im modularen Raumzellenbau werden Arbeiten vor Ort durch Produktion und hohen Vorfertigungsgrad im Werk enorm reduziert. Damit alle Zahnräder ineinandergreifen sind vorausschauendes Projektmanagement und umfassende Planung besonders wichtig.

„Beim modularen Raumzellenbau werden Module nahezu schlüsselfertig ab Werk geliefert. Auf der Baustelle finden lediglich die Montage um Abschlussarbeiten statt.“

2. Unterliegt modularer Raumzellenbau technischen oder physikalischen Einschränkungen?

Adrian Altenstrasser: Aus logistischen Gründen beträgt die Maximalhöhe von Modulen 2,80 Meter, die Maximalbreite 4,70 Meter. Ist ein Transport von Modulen in maximaler Dimension aufgrund von örtlichen Gegebenheiten nicht möglich, können beispielsweise anstelle von drei großen, sechs kleinere Module eingesetzt werden.

Yvonne Szymusik: Modularer Raumzellenbau wird beispielsweise im Wohnbau, für Beherbergungsbetriebe, für Gastronomie, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen oder auch für Büros erfolgreich eingesetzt. Weltweit am verbreitetsten ist modularer Raumzellenbau in den USA. Leidglich für Anwendungsgebiete in der Industrie oder im produzierenden Gewerbe sind Einsatzmöglichkeiten aktuell noch beschränkt.

Samuel Domuta: Aus bau- und sicherheitstechnischer Sicht sind in Zukunft Klassifizierungen für immer komplexere Anforderungen möglich.

© Fotos: Neumayer Projektmanagement /Alexander Müller

„Modularer Raumzellenbau ermöglicht ein Höchstmaß an Kosten- und Termintreue. Aufgrund von intensiver Planung und Vorleistung können Kosten sehr genau definiert werden.“

3. Welche weiteren Vorzüge bietet modularer Raumzellenbau?

Yvonne Szymusik: Modularer Raumzellenbau ermöglicht ein Höchstmaß an Kosten- und Termintreue. Aufgrund von intensiver Planung und Vorleistung können Kosten sehr genau definiert werden. Die Planungsphase bietet ein hohes Maß an Gestaltungsfreiheit und ermöglicht effizientes Zeitmanagement für alle weiteren Schritte. Hinzu kommt hohe Preissicherheit bei Bau- und Rohstoffen, da der Bedarf für die Produktion im Werk in einer sehr frühen Phase feststeht und bestellt wird. Durch vorausschauende Planung werden Ressourcen optimal genutzt und Materialverschwendung reduziert. Das ist nicht nur wirtschaftlich effizient, sondern schont auch die Umwelt.

Samuel Domuta: Durch Produktion und Vorfertigung im Werk wird, entsprechend der jeweiligen Anforderungen, immer gleichbleibende hohe Qualität gewährleistet. Wie im konventionellen Bau kommen bei modularem Raumzellenbau dieselben bewährten Bau- und Rohstoffe zum Einsatz. Standardisierte Prozesse ermöglichen jedoch bei allen Einzelschritten engmaschiges Qualitätsmanagement. Das verringert die Wahrscheinlichkeit von Mängeln sowie deren zeit- und kostenintensive Behebung im Nachhinein.

Adrian Altenstrasser: Während beim konventionellen Bau mit Aktivitäten auf der Baustelle für einen Zeitraum von eineinhalb bis zweieinhalb Jahren zu rechnen ist, reduziert sich diese Dauer beim modularen Raumzellenbau inklusive Vorleistungen, Montage und Abschlussarbeiten der Innen- und Außenbereiche auf in Summe rund vier Monate. Durch vorausschauende Logistikplanung wird der Baustellenverkehr und damit einhergehende Emissionen auf das erforderliche Mindestmaß reduziert. Auch die Dauer von Lärmbelastung wird für Anrainerinnen und Anrainer enorm verringert, gerade in dichtbesiedelten Gebieten ist das ein großer Vorteil.

„Wie im konventionellen Bau kommen bei modularem Raumzellenbau dieselben bewährten Bau- und Rohstoffe zum Einsatz. Standardisierte Prozesse ermöglichen jedoch bei allen Einzelschritten engmaschiges Qualitätsmanagement.“

4. Mit „MAQ Seefels“ hat NPM im Vorjahr erstmals ein Leuchtturmprojekt komplett im modularen Raumzellenbau realisiert. Was waren die wichtigsten Learnings?

Adrian Altenstrasser: „MAQ Seefels“ hat den Wert von intensiver Kommunikation auf Augenhöhe unterstrichen. Wenn alle ihre Ideen, Expertise und Lösungen einbringen gelingt Weiterentwicklung. Durch enge Abstimmung mit allen Beteiligten konnten wir den Vorfertigungsgrad im modularen Raumzellenbau weiter steigern

Samuel Domuta: Es gibt enorm viel Bewegung im Segment. Internationale Partnerschaften und Vernetzung ermöglichen rasche Übersetzung in die Praxis. Die Arbeitssprache des modularen Raumzellenbaus ist Englisch.

Yvonne Szymusik: Durch Learnings aus dem Projekt „MAQ Seefels“ konnten wir zudem die Planungsphase weiter optimieren. Für einen reibungslosen, effizienten Projektablauf konnten wir die Taktung der Einzelschritte weiter verbessern und verdichten.

© Fotos: Neumayer Projektmanagement /Gernot Gleiss Photography

„Durch vorausschauende Logistikplanung wird der Baustellenverkehr und damit einhergehende Emissionen auf das erforderliche Mindestmaß reduziert.“

5. Welche Projekte setzt NPM aktuell im modularen Raumzellbau um?

Yvonne Szymusik: Aktuell betreut NPM als Generalplaner, im Projektmanagement sowie als ÖBA und BauKG das Projekt „LZH Wilhelmsburg“ in Niederösterreich. Wir begleiten das Projekt von der Ideenfindung über die Planung und Ausschreibung bis zur Fertigstellung. Mit dem LZH Wilhelmsburg setzen wir erstmals ein Wohnbauprojekt komplett im modularen Raumzellenbau um. Mit 33 topmodernen Neubauwohnungen schaffen wir hochwertige, leistbare Wohnfläche für Mieterinnen und Mieter. Alle Baumodule sind bereits vor Ort, die Fertigstellung ist für Sommer 2023 geplant.

Adrian Altenstrasser: Ebenfalls in Niederösterreich, in Wiener Neustadt, befinden wir uns aktuell im letzten Drittel der Planungsphase für ein weiteres Wohnbauprojekt. Erstmals setzen wir dabei ein dreigeschossiges Objekt in modularer Raumzellenbauweise um und streben eine Klassifizierung nach Gebäudeklasse 3 an. Die Produktion der modularen Raumzellen soll nach aktuellem Stand im Sommer gestartet werden. Die Fertigstellung von 20 modernen Wohneinheiten ist für das zweite Quartal 2024 geplant.

© Fotos: Neumayer Projektmanagement /Alexander Müller

Eintrag: 11.05.2023

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